Traumjob Flugbegleiter – Mythos oder Realität?
„Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, die Welt kennenzulernen und dafür noch bezahlt zu werden?“ – So oder so ähnlich beginnen die meisten Job-Ausschreibungen mit dem Ziel neue Flugbegleiter auszubilden. Der Beruf des Flugbegleiters bzw. der Flugbegleiterin ist insbesondere bei jungen Frauen nach wie vor sehr beliebt.
Doch geht die Arbeit über den Wolken tatsächlich so leicht von der Hand? Welche Vor- und Nachteile hat das Betreuen von Fluggästen? Eines kann schon mal einleitend festgehalten werden: den Getränkewagen mit einem Lächeln durch die Gänge schieben macht noch lange keine toughe, stressresistente und sozial kompetente Flugbegleitung aus.
Allgemeine Voraussetzungen
Im Prinzip kann sich jeder, der mindestens einen Realschulabschluss besitzt, auf klassischem Wege – via Bewerbungsschreiben – bei der gewünschten Fluggesellschaft vorstellen. Dabei ist allerdings darauf zu achten, dass auch das Bewerbungsfoto aussagekräftig genug ist. Im Gegensatz zu anderen Berufen wird in diesem Fall in der Regel auf ein Ganzkörper-Foto wertgelegt. Flugangst ist für diesen Beruf ebenso wenig förderlich wie Menschenscheue.
Kontaktfreudigkeit und eine ausgeprägte soziale Kompetenz gehören ebenso zu den Grundvoraussetzungen wie Stressresistenz und Teamfähigkeit. Dies sind keineswegs nur simple Schlagworte. Spätestens bei ersten Angstzuständen von Passagieren wird deutlich, was auf eine Flugbegleitung zukommen kann.
Zudem sind Fremdsprachenkenntnisse – insbesondere Englisch – unabdingbar, um eine fließende Kommunikation mit den Fluggästen zu gewährleisten.
Spezielle Zugangskriterien
Nicht jeder, der mit Menschen umgehen kann, ist automatisch prädestiniert für diesen Beruf. Vielmehr zählen besondere Zugangskriterien, welche je nach Fluggesellschaft variieren. Solche speziellen Voraussetzungen beziehen sich auf den gesundheitlichen Zustand bzw. auf das äußerliche Erscheinungsbild der Bewerber und Bewerberinnen. In nur wenigen Berufen wird so sehr auf ein adrettes und gepflegtes Äußeres geachtet wie bei dem der Flugbegleitung.
Erscheinungsbild: Mindestgröße und Körpergewicht
Die Mindestgröße variiert entsprechend der Fluggesellschaft bei Frauen zwischen 1.57m und 1.65m. Bei Männern wird eine Größe von mindestens 1.75m erwartet. Zu kleine Flugbegleiter wären bei ihrer Arbeit eventuell auf die Hilfe der Kollegen angewiesen. Außerdem sind Sicherheitsgegenstände oftmals in einer Höhe angebracht, die eine Mindestgröße erfordert.
Damit die Flugbegleitung in Notfallsituationen möglichst wendig ist und den Passagieren auch als Unterstützung dienen kann, wird auch auf ein angemessenes Körpergewicht geachtet. Dabei sind keine Traummaße erforderlich. Als einfache Richtlinie dient folgende Rechnung:
- Body-Mass-Index: Körpergewicht/ (Körpergröße x Körpergröße in m). Der allgemeine Richtwert liegt bei einem Ergebnis von 20 bis 25.
Gesundheitlicher Zustand:
Bereits während des Bewerbungsprozesses werden Augen., Zähne, Ohren, das Herz, Blut, Urin, Körperbau sowie die Lungen eingehend untersucht. Jeder Bewerber steht in der Pflicht Vorerkrankungen anzugeben. Geschieht dies nicht, darf die Fluggesellschaft Haftungsansprüche stellen und den Mitarbeiter fristlos entlassen.
Insbesondere ist der Zustand der Augen wichtig. Im Durchschnitt ist eine Fehlsichtigkeit von höchstens +/- 3 Dioptrien erlaubt. Der Flugbegleiter muss im Notfall in der Lage sein Passagieren auch ohne Sehhilfe zu helfen.
Ausbildungsprozess
Wer die allgemeinen und spezifischen Zugangskriterien erfüllt, erhält dann die Möglichkeit sich zum Flugbegleiter ausbilden zu lassen. Die Dauer der Ausbildung variiert je nach Fluggesellschaft. Sie beträgt zwischen 6 Wochen und 4 Monaten. Spezielle Fachschulen für Flugbegleiter sorgen für eine fundierte Wissensvermittlung. Die Schulung ist in die Bereiche Theorie und Praxis gegliedert.
Das angehende Bordpersonal lernt neben den Serviceregeln u.a. das Bedienen flugzeugspezifischer Geräte wie der Galley (Bordküche). Der praktische Teil ist entgegen der landläufigen Meinung nicht zu unterschätzen. Es finden z.B. Deeskalations- und Stresstests statt. Auch das richtige Verhalten in Notfällen wie Erste-Hilfe-Maßnahmen wird trainiert.
Vorteil: flexible Arbeit mit Menschen
Neben den ständigen Aufenthalten im Ausland ist eines der größten Vorteile die Arbeit mit Menschen. Wer sich das tägliche Einerlei im Büro nicht vorstellen kann, für den eignet sich womöglich eine Ausbildung zur Flugbegleitung. Der Umgang mit Menschen lässt sich nur sehr schwer planen. Einen täglich gleichen Arbeitsbeginn gibt es so gut wie nie. Auch das Personal ist an Bord nicht immer dasselbe. Hinzu kommt noch ein ständig wechselndes Reiseziel. Menschen, die Freude daran empfinden, sich nahezu abrupt neuen Situationen anzupassen, für solche ist der Beruf genau das Richtige.
Christoph Wunderlich
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